Stromae - Racine carrée

Stromaes "Racine carree" ist aus meiner Sicht rein künstlerisch betrachtet ein ziemlicher Arschtritt für all die ambitions- und herzlos hingewürgten Songs diverser Mainstream-Produkte der vergangenen Jahre im Bereich Electro-Pop. Dieses Album zeigt ziemlich eindrucksvoll, dass das Genre auch im Jahr 2013 noch Möglichkeiten für eine abwechslungsreiche und neuartige Sound-Mixtur lässt, die keineswegs künstlerisch wertfrei ausfallen muss - sofern man dahingehend Ambitionen hat und nicht bloß fixen Absatz generieren möchte.

Dabei finde ich es vor allem faszinierend, wie spielend leicht es dem Belgier gelingt, massentaugliche Songs mit speziellen Sounds und substanziellen Texten zu kombinieren. Mich persönlich amüsiert bei seiner Hitsingle schon die Vorstellung sehr, wie in Clubs drauf abgefeiert wird, wenn Zeilen wie "Ohne, dass ich jemals mit ihm geredet habe, weiß er, was er falsch gemacht hat. Verdammt Papa, sag mir, wo du dich versteckst!" zu hören sind. Wobei ich die feiernde Bevölkerung hier schon verstehen kann, erwische ich mich selbst doch auch immer dabei, wie ich bei der Nummer "abgehe".

Sieht man mal vom meines Erachtens eher misslungenen "Humain a l'eau" ab, kann auch jeder der Songs überzeugen, ohne dass man das Gefühl hat, ein Song klinge wie der andere. Insofern fällt es mir auch schwer, echte Highlights zu benennen, da eigentlich fast jeder Titel absolut seine Existenzberechtigung hat.

Ich kann alles in allem sagen, dass mich das Werk hier ein Stück weit wieder mit dem Electro-Pop versöhnt hat, da es meinen Eindruck bestätigte, dass dieser Musikstil nicht per se mit Ramsch in Verbindung zu bringen ist, sobald er in die kommerzielle Richtung geht. Fällt manchmal schwer zu glauben in Zeiten, wo Gestalten wie Flo Rida, Nicki Minaj und Pitbull gefeierte Weltstars sind.